Buchstabenbattle – das kennt man aus dem Fernsehen. Poetry Slam ist mehr!
Es ist das Spiel mit Worten, mit Reimen, mit Rhythmus, es ist ein Auseinanderklabüstern von Begriffen, Sätzen, Phrasen und Redewendungen, ein Betrachten und Abwägen von Aussagen, die man einfach so sagt – und noch viel mehr.
Den Schülerinnen, die sich teils wöchentlich, teils alle zwei Wochen mit mir treffen, um sich kreativ auszudrücken, geht es um den tieferen Sinn. Sie hinterfragen, sie legen den Finger in die Wunde und sie scheuen es nicht, Kritik zu üben an Politik, an Gesellschaft oder an Personen im engeren Kreis. Das macht für sie Poetry Slam aus! Es ist nicht nur Unterhaltung, nicht nur seichte Berieselung wie eine Art Hintergrundmusik. Sie legen an sich und an die Kunst einen höheren Anspruch.
Es ist Kunst, keine Frage, was diese talentierten jungen Frauen mir hier regelmäßig vortragen. Denn das ist das wesentliche Kennzeichen des Poetry Slam: Es geht um den Vortrag. Entscheidend ist die Art des Präsentierens, die Lautstärke, die Geschwindigkeit und Modulation. Es kann ein Flüstern sein, ein anschwellendes Crescendo mit folgendem Decrescendo oder ein beharrendes, nachdrückliches Betonen mit bewusstem Setzen von Pausen. Im Zentrum stehen der Rhythmus und der Reim.
Deshalb ist es wichtig, diese Texte vorzutragen. Sie sind nicht zum Lesen gedacht. Gedruckt geht ein großer Wirkungseffekt verloren.
Leider hatten wir noch keine Gelegenheit, das Potenzial dieser Schülerinnen auf der Bühne zu präsentieren. Der in der Fronte angesetzte Poetry-Slam-Abend der Ingolstädter „Brüllaffen“ fiel pandemiebedingt leider aus. Hier hätten sie die Gelegenheit gehabt, sich auf der Bühne zu erproben und zu entfalten. Glück hatten wir hingegen, als wir im Herbst eine Veranstaltung des Theaters in Präsenzform besuchen durften: den Next-Generation-Poetry-Slam-Abend, der hier regelmäßig von Pauline Füg und Tobias Heyel angeboten wird. Dieser findet seitdem nur online statt.
OStRin Melanie Funk