Wie in so vielen Bereichen des Lebens hat Corona auch vor der Kulturbranche keinen Halt gemacht und diese lahmgelegt. All die so beliebten kulturellen Veranstaltungen können seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr stattfinden, so auch die Poetry Slam Wettbewerbe. Es sollte aber nicht noch ein Schuljahr vergehen, in dem der Wahlkurs Poetry Slam coronabedingt auf einen schuleigenen Wettbewerb verzichten muss. Deshalb haben wir uns eine Alternativlösung überlegt, damit die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, die selbst verfassten Texte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn die Kulturbegeisterten derartige Veranstaltungen nicht besuchen können, dann muss diese eben zu ihnen nach Hause gebracht werden. Und so war die Idee des ersten digitalen schuleigenen Wettbewerbs in der Geschichte der FOSBOS Ingolstadt geboren: Wir tauschten die echte gegen eine virtuelle Bühne aus, Big Blue Button fungierte als Pavillon – der bisherige Veranstaltungsort –, und die Emojis und die Chatfunktion mussten den Live-Applaus ersetzen.
Und wie groß die Lust auf eine kulturelle Veranstaltung im Mai 2021 war, sah man an der Vielzahl an Gästen, die die Erwartungen weit übertraf. Zahlreiche Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler wollten sich dieses Ereignis am 04.05.2021 ebenso wenig entgehen lassen wie ein Elternteil und ehemalige Teilnehmerinnen des Wahlkurses, die der Einladung gefolgt sind. Und die Zuhörer erwartete ein abwechslungsreiches Programm, durch das ein Mitglied des Wahlkurs gekonnt zu führen wusste:
So zeigte zum Beispiel ein Schüler mit dem Vortrag seines Textes „Die blauen Gardinen“ auf humorvolle Art und Weise auf, dass Gedichtinterpretationen nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehören. Auch konnte eine Schülerin das virtuelle Publikum mit ihrem Text „Spiegel“ begeistern, in dem sie sich mit der Suche nach der eigenen Identität beschäftigt und dabei zahlreiche wertvolle Ratschläge gibt, dass beispielsweise nicht eine Klickzahl in den sozialen Medien entscheidend sei, sondern vielmehr das Ausleben der eigenen Fähigkeiten und Talente. Der Vortrag von „Deine Sprache“, der eindrucksvoll den hohen Stellenwert der Sprache zum Ausdruck brachte, wusste ebenso zu gefallen wie der Text „Die Uhr tickt“, in dem ein Schüler seine Gefühlslage darstellt, wenn er an seine eigene Zukunft denkt. Zum Schmunzeln verleitete der Text „Denken“, da sich die Vortragende über die Menschen lustig machte, die zu viele Gedanken über das Nachdenken verschwenden und sich auch über derartiges Denken wieder intensiv Gedanken machen. Der Text „Gedanken nach einer schweren Zeit“ mit der so wertvollen Botschaft, dass alles gut werde, wenn auch die Zeit manchmal noch so schwer sein möge, ließ die Zuhörer ebenso über das eigene Leben nachdenken wie der Vortrag von „Schönheit in Taschen“, der so viel mehr als nur den reinen Gegenstand in Betracht nahm. Die Veranstaltung rundete der Text „Die Definition einer Existenz“ ab, in dem die Schülerin feststellt, dass Gott nicht definiert werden und somit nicht als eine Definition im Schulbuch stehen könne, sondern sich dieser vielmehr im Leben erfahrbar mache. Auch wenn das Publikum nicht „live“ applaudieren konnte, so honorierten sie am Ende der Veranstaltung die gezeigten Leistungen durch die zahlreichen positiven Kommentare, die sie im Chat hinterließen, und auch die Emojis wurden fleißig betätigt. Auch wenn dies natürlich keinen „echten“ Applaus und die digitale Variante keine Präsenzveranstaltung ersetzen konnte, so war es dennoch eine Möglichkeit, auch in Zeiten einer Pandemie nicht gänzlich auf eine kulturelle Veranstaltung verzichten zu müssen.